Regale mit vielen Fächern, gefüllt mit farbig sortierten Papierstapeln. Die Farben reichen von Gelb, Orange, Rosa und Rot über Blau und Grün bis hin zu Weiß und Schwarz. Die Papiere sind ordentlich gestapelt und in vertikalen Reihen angeordnet, was ein buntes, strukturiertes Muster ergibt.

Rollenklarheit – Wie sechs Perspektiven zu mehr Verantwortung und Selbststeuerung führen

Gerade dann, wenn Selbstorganisation ein ganz wesentlicher Bestandteil der Zusammenarbeit im Team oder in einer Organisation ist, ist es wichtig, die individuellen Rollen klar zu definieren und Zuständigkeiten transparent zu machen. Wir stellen euch heute die Systemische Methode „Rollenklarheit“ von Marcel Binzenhöfer vor. Dieser zeigt anhand eines praxisnahen Fallbeispiels, wie sechs Perspektiven zu mehr Klarheit und Wirksamkeit führen können. Die Methode von Marcel Binzenhöfer lässt sich im Buch „37 systemische Methoden für Beratung, Coaching, Therapie“ (Hrsg. Sandra Brauer, Junfermann Verlag, 2025) finden und bildet die Grundlage für diesen Blogbeitrag.

Was ist Rollenklarheit?

Steckbrief zur Methode

Die Methode „Rollenklarheit“ setzt sich aus sechs Perspektiven zusammen, um im ersten Schritt eine bereits bestehende oder gänzlich neue Rolle zu definieren. Im nächsten Schritt werden individuelle Verantwortungen abgeleitet. Die vier Perspektiven Purpose, Autorität, Pflichten und Handlungsrahmen stammen aus dem Framework Holacracy von Brian Robertson und legen die Basis, um eine Rolle unabhängig von der Person, die sie letztlich ausfüllt, zu klären. Für die Definition der individuellen Verantwortlichkeiten der Rolleninhabenden wurden die Perspektiven Auswirkungen und Anforderungen ergänzt. Grundlage für die Ergänzung waren die Modelle „4 Dimensionen von Verantwortung“ (Verantwortung übernehmen wollen, können, dürfen und müssen) und „Komplementäre Verantwortung“ (Verantwortung für eine bestimmte Rolle und bezogen auf ein spezifisches Zusammenwirken mit anderen) von Schmid & Messmer*. 

* Weitere Informationen zu den Modellen und zum Verantwortungsbegriff gibt es frei zugänglich online auf dem ISB-Campus: https://www.isb-w.eu/campus/de/ 

Mehr-Personen-System (Gruppe), 1:1-Setting in Coaching und Beratung

Die Methode zielt darauf ab, bestehende Rollen zu überprüfen und neue Rollen zu definieren. Mithilfe verschiedener Perspektiven und Leitfragen werden die Verantwortlichkeiten der Rolle umfassend geklärt und eine wirksame Selbststeuerung ermöglicht.

Basiert auf Hanno Burmester, nach: Brian Robertson (2016): Holacracy. Ein revolutionäres Management-System für eine volatile Welt. München: Vahlen.
Die Methode wird angewendet von: Binzenhöfer, Marcel (2025): Rollenklarheit. In: Sandra Brauer (Hrsg.): 37 systemische Methoden für Beratung, Coaching, Therapie. Paderborn: Junfermann, S. 102–105.

Fallbeispiel: Entwicklung einer Führungsrolle im Developer-Team

Vorbereitung

Für einen Präsenzworkshop werden die sechs Perspektiven inklusive Leitfragen auf farbigen Post-its notiert. Zusätzlich werden die beiden oben erwähnten Modelle zum Verantwortungsbegriff visuell aufbereitet. Die Perspektiven werden im Coaching- und Beratungsprozess in der unten angegebenen Reihenfolge durchlaufen. Zu jeder Perspektive gilt es, folgende Leitfragen mit den Teilnehmenden zu beantworten:

  • Purpose: Was ist der wesentliche Sinn/Zweck der Rolle? Warum ist die Rolle wichtig? Welche Werte und Haltung leiten die Rolle?
  • Autorität: Worüber darf die Rolle entscheiden, um gemäß des Purpose wirken zu können? Wen oder was braucht sie dafür?
  • Pflichten: Welche Pflichten und Verantwortlichkeiten bringt der Purpose mit sich? Welche Aufgaben muss die Rolle übernehmen, um den Purpose zu erfüllen
  • Handlungsrahmen: In welchem Rahmen agiert die Rolle? Welche relevanten Schnittmengen und Grenzen gibt es mit Rollen innerhalb des Teams/der Organisation
  • Auswirkungen: Welche Auswirkungen hat die neue Rolle auf deine bestehende Rolle? Welche positiven Veränderungen und Herausforderungen bringt die neue Rolle für dich mit? Was kommt an Aufgaben dazu und was fällt weg bzw. was musst du abgeben?
  • Anforderungen: Was oder wen brauchst du, um die Rolle gut auszufüllen und dich zu entwickeln?

 Wichtig ist, vorab zu klären, wer die relevanten Personen für die (Weiter-) Entwicklung der Rolle sind.

Die Methode in Anwendung

Im Zuge einer strategischen Neuausrichtung und des Wachstums im Developer-Team eines Unternehmens wurde deutlich: Neben der disziplinarischen Führung durch das Management-Team braucht es eine neue Form der Führung – eine laterale Rolle, die fachliche Verantwortung übernimmt (Lead-Developer). 

In einem mehrstündigen Workshop wurde die Methode „Rollenklarheit“ eingesetzt, um ebendiese Rolle unabhängig von konkreten Personenvorschlägen zu definieren. Zu Beginn erhielten die Teilnehmenden einen strukturierten Rahmen mit Modellen zur Verantwortung und den ersten vier Perspektiven: Purpose, Autorität, Pflichten und Handlungsrahmen. Die Reflexion begann mit der Perspektive Purpose, wobei jede:r Teilnehmende zunächst individuell Gedanken auf Post-its sammelte. Anschließend wurden die Inhalte vorgestellt, gemeinsam geclustert und verdichtet – mit dem Ziel, ein gemeinsames Rollenverständnis zu entwickeln.

Die weiteren Perspektiven wurden in ähnlicher Weise bearbeitet. Die Ergebnisse wurden dem Management-Team präsentiert, diskutiert und ergänzt. Nach interner Ausschreibung der Rolle wurde die erste Rolleninhaber:in ausgewählt. In einem Folgeworkshop wurden mit dieser Person die Perspektiven Auswirkungen und Anforderungen vertieft, um die individuelle Entwicklung in der neuen Rolle zu begleiten.

Erkenntnisse und Tipps aus der Praxis

  • Wie der Prozess abläuft, hängt stark davon ab, welche Teilnehmenden vorab ausgewählt wurden. Bei der Auswahl sollte darauf geachtet werden, dass unterschiedliche und relevante Perspektiven vertreten sind. Auch die Rahmenbedingungen sollten gemeinsam mit der Führungskraft abgestimmt werden.
  • Während der Rollenklärung helfen gezielte Fragen dabei, unklare oder zu allgemeine Aussagen zu konkretisieren und neue Denkimpulse zu geben. Bei komplexeren Themen kann es außerdem hilfreich sein, eine:n Teilnehmer:in das Gesagte in eigenen Worten zusammenfassen zu lassen. So entsteht ein gemeinsamer Wirklichkeitsabgleich und zentrale Punkte lassen sich besser herausarbeiten und vertiefen.
  • Regelmäßige Feedbackschleifen und eine offene, transparente Kommunikation fördern das gegenseitige Verständnis und stärken das Vertrauen mit allen Beteiligten. Sie schaffen die Grundlage dafür, dass zukünftige Rolleninhaber:innen ihre Aufgaben wirksam übernehmen können.
Zu sehen ist Marcel Binzenhöfer in einem olivgrünen Oberteil und schwarzer Kappe steht vor einem modernen, hellen Bürohintergrund. Eine lilafarbene grafische Form mit der Aufschrift ‚Der Autor‘ ist im Vordergrund eingeblendet.

Der Autor der Methode

Marcel Binzenhöfer ist systemischer Coach (ISB) und
Kulturentwickler. Gebürtiger Unterfranke, gemütlicher
Oberfranke. BWLer ohne Absprung mit Abschluss, interessierter Philosoph. Leidenschaftlicher Musikliebhaber, rebellischer Poet. Systemisch-essenzieller Aufsteller
(CoreWork), neugieriger Lerner. Mentor für bewusste
Sprache (Lingva Eterna), begeisternder Brückenbauer. 
https://www.marcelbinzenhoefer.de

Buchtipp

Welche sind die Lieblingsmethoden systemisch arbeitender Coaches, Berater:innen und Therapeut:innen? Sandra Brauer, Gründerin des Systemischen Netzwerks, stellte ihren Kolleginnen und Kollegen genau diese Frage. Aus den Antworten wählte sie 37 Methoden aus, die in diesem Buch jeweils anhand eines Praxisbeispiels vorgestellt werden.

Themenschwerpunkte:

Bewährte und innovative Methoden aus der Praxis für die Praxis:

  • Vielfältige Methodensammlung für verschiedene Einsatzbereiche
  • Kurz, prägnant und übersichtlich präsentiert
  • Praxistauglich für alle systemisch arbeitenden Fachkräfte
Hier sieht man das Buch, aus dem die Methode ist. 37 Systemische Methoden mit Sandra Brauer als Herausgeberin
Hier sieht man die Herausgeberin des Buchs: Sandra Brauer

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Im Rahmen der Blogserie rund um „37 Systemische Methoden“ von Sandra Brauer stellen wir euch einige systemische Methoden aus dem Buch in unserem Blog vor – praxisnah, inspirierend und direkt anwendbar.

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© Mathyas Kurmann, unsplash.com

Teilnahmebedingungen 

1. Veranstalter
Veranstalter des Gewinnspiels ist die Junfermann Verlag GmbH, Driburger Straße 24 d, 33100 Paderborn, Deutschland. PlanetPsy ist eine Plattform der Verlage Junfermann, Klett-Cotta und Schattauer.
2. Teilnahmezeitraum
Das Gewinnspiel läuft vom 24. September 2025 bis einschließlich 10. Dezember 2025 23:59 Uhr.
3. Teilnahmevoraussetzungen
Teilnehmen können alle natürlichen Personen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, mit Ausnahme von Mitarbeiter:innen der Klett Gruppe. Die Teilnahme erfolgt durch das Abonnieren des PlanetPsy-Newsletters über das entsprechende Formular auf der Website in dem angegebenem Zeitraum. Jede Person darf nur einmal teilnehmen.
4. Gewinn
Unter allen gültigen Anmeldungen werden 3 Exemplare des Buchs „37 systemische Methoden“, herausgegeben von Sandra Brauer, verlost.
5. Gewinnermittlung und Benachrichtigung
Die Gewinner:innen werden nach dem Zufallsprinzip ermittelt und bis spätestens 12. Dezember 2025 per E-Mail benachrichtigt. Der Versand der Gewinne erfolgt kostenfrei an die angegebene Adresse innerhalb Deutschlands, Österreichs oder der Schweiz.
6. Datenschutz
Zur Durchführung dieses Gewinnspiels ist es unumgänglich, dass die/der Gewinner:in nach personenbezogenen Daten (z. B. Name, Anschrift) gefragt wird. Die im Rahmen des Gewinnspiels erhobenen Daten werden ausschließlich zur Durchführung des Gewinnspiels verwendet. Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
7. Ausschluss vom Gewinnspiel
Der Veranstalter behält sich das Recht vor, Teilnehmer:innen bei Verstoß gegen diese Teilnahmebedingungen oder bei Manipulationsversuchen vom Gewinnspiel auszuschließen.
8. Haftungsausschluss
Der Veranstalter übernimmt keine Haftung für technische Störungen, die die Teilnahme am Gewinnspiel beeinträchtigen könnten.
9. Rechtsweg
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.
10. Kontakt
Bei Fragen zum Gewinnspiel wenden Sie sich bitte an: info@planetpsy.de

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