Warum systemische Aufstellungsarbeit Paar- und Familienkonflikte löst – ein Gespräch mit Rolf Gersdorf. In diesem Videointerview sprechen Dr. Rudolf Sanders und der erfahrene systemische Familientherapeut Rolf Gersdorf darüber, wie Familienaufstellungen helfen, tiefe Beziehungskonflikte aufzudecken und aufzulösen. Gersdorf, der seit über 20 Jahren in der Aufstellungsarbeit tätig ist, teilt praxisnahe Einblicke und konkrete Beispiele.
Interview mit Rolf Gersdorf
Vom Paarcoaching zur Familienaufstellung
Ursprünglich lernte Gersdorf Paartherapie in der Beratungsstelle von Dr. Sanders, absolvierte 2011 eine Partnerschulausbildung und war aktiv in der Arbeitsgemeinschaft Psychotherapie und Seelsorge. Heute hat er den Fokus auf systemische Aufstellungen verlagert und greift dabei auf sein Handwerkszeug der strukturellen Familientherapie nach Salvador Minuchin zurück. „Viele, die Paarprobleme und Familienprobleme mitbringen, finden in der Aufstellungsarbeit neue Zugänge zu ihren Konflikten,“ erklärt Gersdorf.
Wie eine Aufstellung abläuft
In Seminaren mit 12–15 Teilnehmenden bringt jeder Ratsuchende sein Anliegen ein – sei es Bindungsangst, ständige Streitmuster oder Verlustängste. Aus der Gruppe wählt er Stellvertreter für Vater, Mutter, Geschwister und sich selbst aus und ordnet sie im Raum an. Blickrichtung, Abstand und Haltung werden strukturiert, so dass unbewusste Dynamiken sichtbar werden:
- Stellvertreter fühlen oft überraschend genau die Gefühle und Haltungen der realen Personen – ohne Vorerfahrung.
- Sätze und Stimmungen tauchen auf, die im familiären System verankert sind und sonst verborgen blieben.
Gruppenarbeit als Kraftquelle
Gersdorf betont die Wirkung der Gruppendynamik: „In der Gruppenarbeit werden so viel Energien, so viel Kraft freigesetzt, Kreativität.“ Diese kollektive Resonanz schafft ein Lernfeld, in dem sowohl Aufsteller als auch Stellvertreter wesentliche Veränderungsschritte erleben. Neuropsychologisch betrachtet werden dabei neue neuronale Bahnen aktiviert: Nicht Altes wird gelöscht, sondern Neues hinzugefügt und verankert.
Qualität sichern – worauf Sie achten sollten
Da „Familienaufstellung“ kein geschützter Begriff ist, variiert die Qualität der Angebote stark. Rolf Gersdorf rät:
- Therapeutische Qualifikation: Leitung durch ausgebildete systemische Therapeuten.
- Supervision und Ethik: Mitgliedschaft in Berufsverbänden wie der Deutschen Gesellschaft für Systemaufstellung.
- Geschütztes Setting: Klar strukturierte Seminare mit festem Ablauf und Begleitung.
Nur so wird vermieden, dass Klient:innen in unsicheren Formaten retraumatisiert oder verunsichert werden.
Versöhnt mit der eigenen Geschichte
Den Kern der Aufstellungsarbeit als Weg zur Selbstermächtigung beschreibt Gersdorf in seinem Buch „Versöhnt mit gestern“: Es geht um das Das Erleben, dass Veränderung möglich ist und wir unsere Beziehungsmuster selbst gestalten können.
Das Buch ist beim ASAPH Verlag erschienen und als gebundene Ausgabe zum Preis von 19,95 Euro erhältlich. Bestellungen über den Buchhandel oder auch direkt über info@lebenimkontext.de
Bei Fragen und Anregungen steht Ihnen Rolf Gersdorf gern zur Verfügung: https://www.lebenimkontext.de/team/gersdorf-rolf